Im tiefsten Bahnhof der Welt

Der Seikan-Tunnel verbindet die japanische Hauptinsel Honshu mit der noerdlicheren Insel Hokkaido. Mit 53.85 Kilometern ist er (noch) der laengste Eisenbahntunnel der Welt. Davon liegen 23.3 Kilometer unter dem Meer. Die Tsugaru Strait ist zwar >nur< 140 Meter tief, aufgrund der latenten Erdbebengefahr und schlechter Gesteinsqualitaet liegt der Tunnel jedoch bis zu 240 Meter unter dem Meeresspiegel.

Der Tunnel wurde nach 17 Jahren Bauzeit schliesslich im Maerz 1988 eroeffnet. Gleichzeitig wurden die Eisenbahnfaehren ueber die oft stuermische Tsugaru Strait aufgegeben. Momentan ist der Tunnel nur mit Kapspurgleisen (1067mm) ausgeruestet, doch sind Vorbereitungen getroffen um eine dritte Schiene fuer normalspurige Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszuege zu verlegen.

In Verlaufe des Seikan-Tunnels gibt es zwei unterseeische Bahnhoefe, an denen auch regelmaessig Zuege halten. Mit 147.5 Metern unter dem Meeresspiegel ist Yoshioka-kaitei der tiefste (oeffentliche) Bahnhof der Welt. Der weiter suedlich gelegene Bahnhof Tappi Kaitei liegt geringfuegig hoeher.

Im Bahnhof sind eine Ausstellung zum Bau des Seikan-Tunnels und ein kleiner Vergnuegungspark unter dem Motto >Doraemon<, einer populaeren Comik-Figur eingerichtet. Auch werden Fuehrungen durch die ausgedehnten Kavernen angeboten, in denen unter anderem ein Kraftwerk zur (Not)Stromversorgung und starke Pumpen stehen um den bedingt durch poroeses Gestein stark leckenden Tunnel wasserfrei zu halten. Die schraegen Stollen zur Erdoberflaeche dienen als Evakuierungsmoeglichkeit, sind aber normalerweise nicht frei zugaenglich.

Staerkung zur Vorbereitung auf die Fahrt unter den Meeresgrung: Das Bento, das typisch japanische Lunchpaket darf nicht fehlen. Eine auch in Japan nicht alltaegliche Besonderheit sind einige Tatami-Waegen in den Zuegen: Statt Abteilen gibt es hier weiche Bodenmatten, eine ganz bequeme Art zu reisen...dazu in netter Gesellschaft:-)

Das Ziel ist erreicht: Yoshioka-kaitei, der tiefstgelegene Bahnhof der Welt (Um Haarspaltereien vorzubeugen: Ja, es gibt dort Weichen). Ausgestattet mit einem der vielleicht schmalsten Bahnsteige der Welt.....Betreten ist nur bei stehendem Zug erlaubt.

Im Tunnel: Kapspurgleis auf fester Fahrbahn - was ein ziemlich laermiges Fahrvergnuegen ergibt. Die Fahrbalken sind breit genug, um spaeter eine dritte Schiene fuer normalspurige Shinkansen-Zuege aufzunehmen. Die Vertiefungen in den Tragbalken sind Duesen einer Zugloeschanlage im Bahnhofsbereich, auch an Tunnelwaenden und -decke sind >Duschen< eingebaut.

Die Ausstellung im Bahnhof zeigt, dass der Tunnel - wie viele moderne Tunnels - eigentlich ein ganzes System von Sondier-, Versorgungs-, Belueftungs-, Entwaesserungs-, Rettungstunneln darstellt, von denen viele im Bahnhofsbereich zusammenkommen.

Zu normalen Gespraechsgebuehren zu benutzen: Tiefergelegene oeffentliche Fernsprecher duerfte es nur noch in der Gegend des Toten Meeres in Israel/Jordanien geben.


Ein nettes Feature ist die Positionsanzeige in einigen Waegen, die vornehmlich auf der Tunnelstrecke eingesetzt werden. Zusaetzlich werden kurz vor der Ausfahrt aus dem Tunnel per Laser oder Stroboskop animierte Bilder an die Tunnelwaende geworfen.





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(erstellt: 14.05.2001, letzte Aenderung: 14.05.2001)

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